Vom Försterdreieck und leckeren Hainbuchenblättern

10.08.2022

Das Angebot des Umweltvereins und des Grünen Gockels der Evangelischen Kirche führte die teilnehmenden Kinder des Ferienprogramms nach Mannheim, ins Waldhaus im Käfertaler Wald – und natürlich in den Wald selbst. An einem Tag mit Temperaturen über 30°C ein trotz anhaltender Trockenheit immer noch angenehmer Aufenthaltsort, das spürte man sofort. Thema des Tages war, wofür wir Menschen den Wald brauchen, warum wir ihn schützen müssen und wie man im Wald in einem Notfall überleben kann, ein kleines Survival-Training also. Waldpädagoge Dominik Gentner marschierte nach einer kurzen Einführung über die dos and don’ts im Wald voran, Kinder und Betreuer folgten samt Bollerwagen mit Getränken, Brezeln und diversem Material. Schon gleich zu Anfang staunten die Kinder nicht schlecht, als Dominik im Vorbeigehen einen herzhaften Biss von den Blättern einer Hainbuche nahm. Ja, die seien essbar, wenn auch im Frühjahr viel zarter und schmackhafter, erklärte er, und das eine oder andere Kind probierte ebenfalls.

Wie wichtig und unverzichtbar der Wald für Tiere und Menschen ist und wieviele der Dinge unseres täglichen Lebens unmittelbar mit Holz zu tun haben, war das Thema an der ersten Station im Wald – einer gemütlichen Sitzrunde aus zahllosen, aufgeschichteten Ästen. Ob Bettgestell, Tisch, Stuhl, Zimmertür, Buch, Verpackungen, Toilettenpapier oder Schulheft, ja sogar das eine oder andere Haus – alles aus Holz hergestellt. Ganz zu schweigen davon, wie wichtig der Wald für unsere Luft und das Klima ist.

Die Kinder lernten anhand eines Waldmemorys spielerisch, verschiedene Blätter und Pflanzenteile zu unterscheiden und im Wald wiederzufinden, sie lernten, wie man mittels eines armlangen Stocks und eines Maßbandes auf dem Boden via „Försterdreieck“ (basierend auf dem Strahlensatz) die ungefähre Höhe eines Baumes bestimmen kann, ebenso wie man das ungefähre Alter eines Baumes (ohne ihn zu fällen und die Jahresringe zu zählen!) herausfinden kann.

Wie misst man die Größe eines Baumes ohne ihn zu fällen?
Wie misst man die Größe eines Baumes ohne ihn zu fällen?


Über das Verhalten von Wildschweinen berichtete Dominik Gentner, zeigte sog. Mal-Bäume, die regelmäßig von den Wildschweinen zum Schubbern genutzt werden, ebenso wie das einzige (bekannte) Tier mit exakt 14 Beinen. Na, hätten Sie es gewusst? - Es ist die Kellerassel.

Übrigens gab es Entwarnung, was das gefährlichste Tier im Käfertaler Wald angeht: Zecken seien bei diesem heißen und trockenen Wetter nicht zu fürchten, die hätten sich alle eingegraben, um der trockenen Hitze zu entkommen, erklärte Dominik Gentner.

Zahlreiche andere Pflanzen außer der Hainbuche sind übrigens ebenfalls essbar, wie z.B. Brennessel, Bärlauch, Giersch, Löwenzahn, Gänseblümchen, Sauerklee, Spitzwegerich oder Vogelmiere. Als Früchte kommen beispielsweise Walderdbeere, Himbeere oder Brombeere in Betracht. Und natürlich gibt es auch noch Nüsse … Eines wurde jedoch klar: Muss man sich in einem Notfall im Wald ernähren, braucht man schon einige Zeit für die Nahrungssuche und bis man satt wird. Noch wichtiger ist jedoch Wasser zum Trinken, welches man z.B. aus Tau gewinnen kann.

Auch ein Notunterstand, eine kleine Schutzhütte zum Wärmen, kann wichtig sein. Wie man eine solche errichtet, zeigte der Waldpädagoge an einer weiteren Station im Wald und dann durften die Kinder auch gleich selbst loslegen. In vier Gruppen, teilweise etwas unterstützt von den Betreuern Christine Jakob, Hermann Scheuler, Klaus Triebskorn , Astrid Kaberna-Zelt und Bettina Hauck, entstanden vier Notunterstände, deren größter alle fünf bauenden Kinder beherbergen konnte. Zu gerne hätten die Kinder das für eine Nacht ausprobiert, doch leider war das im Ferienprogramm nicht vorgesehen, stattdessen mussten die Bauwerke zum Schluss wieder abgebaut werden, um den Wald wieder so zu verlassen, wie man ihn vorgefunden hatte. Trotzdem war das Hüttenbauen für die meisten Kinder das Highlight schlechthin. Nach fast fünf erlebnisreichen Stunden im Wald ging es dann mit dem Bus gemütlich wieder zurück zum Brühler Messplatz. Auf jeden Fall soll ein vergleichbares Ferienprogramm auch im nächsten Jahr wieder stattfinden!  bh