Auf der Suche nach einem privaten Grundstück

Schwetzinger Zeitung, 9. 8. 2022 (zg/kt)

Mitglieder diskutieren bei Hauptversammlung auch über Schottergärten und mögliche Pflanzorte für große Bäume

Brühl. Ein zusammengefasster Bericht zu den derzeitigen umfangreichen Aktivitäten des Vereins für Umwelt- und Naturschutz Brühl und Rohrhof stand am Anfang der aktuellen Mitgliederversammlung, die im Freien hinter dem evangelischen Gemeindezentrum am Rande des Steffi-Graf-Parks stattfand. Im Detail war geplant, drei Hauptthemen intensiv zu diskutieren, was dann zu den Themen Grundstück für den Verein, Schottergärten und Erfassung von möglichen Pflanzorten für Bäume auf Brühler Gemarkung führte.

Die Verwirklichung von Streuobstwiesen und Tiny Forest (Miniwald) steht seit Gründung des Vereins ganz oben auf der Prioritätenliste. Ein bereits zugesandter Pachtvertrag für ein gemeindliches Grundstück am Brühler Friedhof wurde vom Bürgermeister nicht unterschrieben. Der nachfolgende Überlassungsvertrag konnte vom Verein nicht mitgetragen werden, da dieser zum Teil unerfüllbare Auflagen und eine jederzeitige Kündigungsmöglichkeit durch die Gemeinde bei dreimonatiger Kündigungsfrist enthielt. Dieses Risiko konnte den vielen unterstützenden Gruppen, unter anderem Schüler der Soli-AG des Hebel-Gymnasiums, welche eine Pflanzaktion von 15 hochstämmigen Obstbäumen, finanziert von einer Stiftung, durchführen wollten, nicht zugemutet werden.

Der Umweltverein ist daher auf der Suche nach einem privaten Grundstück, auf dem er eine entsprechende Anpflanzung vornehmen kann. Eventuell kommt für den Verein auch eine gemeinsame Bewirtschaftung und Erweiterung einer bereits bestehenden Streuobstwiese infrage. Dazu ist man derzeit in Gesprächen, berichtete Klaus Triebskorn.

Gärten des Grauens

Schottergärten sind immer wieder Thema bei allen Treffen des Vereins. Nachdem die rechtlichen Voraussetzungen für das entsprechende Verbot bestehen, geht es nun schon seit Jahren um die Umsetzung. Hier sind Gemeindeverwaltung und Ordnungsamt gefragt, entsprechende Kontrollen und Maßnahmen bei Nichteinhaltung zu generieren – statt tatenlos zuzusehen, wie ein Garten nach dem anderen in Steinwüsten verwandelt oder Vorgärten für Parkplätze zugepflastert werden.

So schön kann ein Vorgarten aussehen. In der Umgebung bleibt es kühl und das Mikroklima wird deutlich verbessert. Der Arbeitsaufwand ist oft nicht größer als ein Schottergarten.
So schön kann ein Vorgarten aussehen. In der Umgebung bleibt es kühl und das Mikroklima wird deutlich verbessert. Der Arbeitsaufwand ist oft nicht größer als ein Schottergarten. © Triebskorn

 

„Brühl ist Spitzenreiter im Wegfall von Vorgärten“, beklagt Vorstandsmitglied Bettina Hauck, „andere Kommunen im Umkreis sind da schon viel weiter mit Gegenmaßnahmen“. Bei Hitzewellen wie der derzeitigen ist das Aufheizen der Flächen katastrophal, die die Hitze dann die ganze Nacht hindurch abgeben. Das betrifft auch gemeindeeigene geschotterte Flächen.

Im Gegensatz dazu bedeutet eine Bepflanzung weniger Erwärmung am Tag, Abkühlung bei Nacht, mehr Sauerstoff, mehr Artenvielfalt und die wichtige CO2-Reduzierung.

Über 200 Standorte notiert

Nach den Aussagen der Gemeindeverwaltung gibt es im öffentlichen Raum keine Stellen mehr für Bäume in Brühl und Rohrhof. Das wollten die Vereinsmitglieder so nicht stehen lassen und haben deshalb über einige Wochen hinweg Pflanzmöglichkeiten für große Bäume auf Brühler Gemarkung gesucht. Diese wurden aufgelistet, jeweils mit genauer Lagebeschreibung, Anzahl, Größe der Bäume (1. oder 2. Ordnung) sowie teilweise konkrete Sortenvorschläge. Weit über 200 Standorte wurden notiert, die Liste wird ständig ergänzt. Den jetzigen Stand wird der Verein zeitnah der Verwaltung weiterleiten und hofft auf positive Reaktion aus dem Rathaus.

Des Weiteren sieht der Verein großes Potential für Anpflanzungen von Bäumen auf der Kollerinsel. Damit wäre auch das Projekt der Gemeinde zur Klimapartnerschaft mit Dourtenga – wie ursprünglich vorgesehen – möglich. Das Vorhaben unter der Bezeichnung „Ein Schüler – ein Baum“ wäre hier umsetzbar. Bisher wurden ja lediglich drei Bäume auf Brühler Gemarkung gepflanzt. In dieser Angelegenheit hat der Verein hinsichtlich der Machbarkeit das Umweltministerium kontaktiert. Die Idee einer Mischung von Waldstücken mit Grünlandbewirtschaftung, einer sogenannten „Agroforstwirtschaft“, ist für den Umweltstaatssekretär durchaus vorstellbar und könnte sogar für die Schwetzinger Wiesen interessant sein. Diese „Agroforstwirtschaft“ gewährleistet nach wissenschaftlichen Untersuchungen eine größere CO2- Senkung bei gleichzeitiger Ausweitung der Artenvielfalt.

Die Einbindung der Bürger ist ein weiteres Thema des Vereins. „Projektarbeiten mit Kindern und Schülern halten wir für besonders wichtig, denn diese berichten in ihren Familien davon“, ist sich Vorstandsmitglied Astrid Kaberna-Zelt sicher, „der Verein wird daher eine Zusammenarbeit mit Kindergärten, Hort und Schule suchen“. In Kürze findet im Rahmen des Ferienprogramms der Gemeinde eine Veranstaltung im Waldhaus Mannheim statt, die der Umweltverein zusammen mit dem Grünen Gockel der evangelischen Kirchengemeinde durchführt. Weitere Unternehmungen sind in Vorbereitung.

Zur Möglichkeit, mittels Balkonkraftwerken die Sonne zur Stromerzeugung zu nutzen, plant der Verein einen Informationsabend. Besonders attraktiv ist dabei, dass auch Mieter die Möglichkeit haben, durch solche Balkonkraftwerke ihre Stromrechnung zu reduzieren. Dafür wirbt der Verein in der Brühler Arbeitsgemeinschaft Klimaschutz. Mitglieder des Vereins sind in den Arbeitsgruppen Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit vertreten. zg/kt