Schwetzinger Zeitung, 18.02.2023 - Von kt/ras
In der Versammlung wird über das Baurecht, ein Projekt mit Schülern und die Inbetriebnahme von Balkonkraftwerken gesprochen.
Brühl. Drei Hauptthemen – insgesamt eine Auswahl aus 36 Vorschlägen – die der Verein für Umwelt - und Naturschutz derzeit bearbeitet, kamen bei den Vereinsmitgliedern sowie weiteren interessierten Bürgern bei einer Mitgliederversammlung zur Sprache. Schottergärten sind demnach weiterhin aktuell. „Leider gibt es trotz klarer gesetzlicher Richtlinien, die Schottergärten untersagen, in Brühl erschreckend viele davon“, stellte Vorsitzender Klaus Triebskorn fest.
Auch Vorgärten, die für Parkplätze zugepflastert würden, seien für die Natur nicht akzeptabel. Die verheerenden Auswirkungen auf das Kleinklima und die Artenvielfalt sowie die Aufheizung im Sommer würden von viel zu vielen Hausbesitzern nicht bedacht, kritisiert der Verein.
Der Umweltverein möchte die Problematik nun anders angehen und für mehr Natur vor dem Haus werben. Einerseits geht es dabei um in Planung befindliche Vorgärten, andererseits um einen möglichen Rückbau bereits vorhandener Schotter- oder zugepflasterter Vorgärten. „Wir planen, zusammen mit einer ortsansässigen Gärtnerei und eventuell mit Unterstützung weiterer Sponsoren spezielle Pflanzkisten anzubieten, die ökologisch wertvolle, blühende, trockenheitsresistente und pflegeleichte Pflanzen in passender Zusammenstellung enthalten“, wurde betont. Dazu soll eine Beratung vom Verein organisiert werden.
„In Oftersheim gibt es seit etlichen Jahren eine sehr erfolgreiche, von zwei Biologen geleiteten, Natur-AG für Kinder“, wurde gelobt. Ähnliches versuche der Umweltverein nun auch in Brühl auf die Beine zu stellen. Triebskorn berichtete über seine bisherigen Aktivitäten zum Thema sowie die vielen positiven Reaktionen und Anregungen. Gespräche mit der Schillerschule hätten bereits stattgefunden. Der Austausch mit Kindergarten- und Hortleitung sowie mit der Gemeindeverwaltung soll zeitnah fortgeführt werden.
Eine von vielen inhaltlichen Ideen, die der Umweltverein begleiten könne, sei, dass bei einem Projekt Baumsetzlinge von Kindern über Jahre gepflegt und großgezogen werden könnten, bis sie die Größe zum Auspflanzen haben. Geplant ist zudem der Bau von kleinen Bienenhotels. „Durch eine Natur-AG kann es gelingen, gerade auch Kinder für den Erhalt unserer aller Lebensgrundlagen zu sensibilisieren. Und was Kinder lernen, nehmen sie mit nach Hause“, ist Vorstandsmitglied Bettina Hauck überzeugt.
Bereits am Anfang der Veranstaltung stellten sich Triebskorn und Elektromeister Stefan Weymann den Fragen der Besucher zum aktuellen Stand zu Technik und Fördermöglichkeiten rund um Balkonkraftwerke. Beide sind Mitglieder im Arbeitskreis Energie der Brühler Arbeitsgemeinschaft Klimaschutz.
Zunächst gab Weymann einen Überblick zum möglichen Aufbau der Anlagen. Derzeit sind demnach Balkonkraftwerke pro separaten Stromzähler bis 600 Watt zulässig. Bestehend aus ein bis zwei Solarmodulen, einem Wechselrichter und FI-Schalter können diese an einer Steckdose ihre Arbeit aufnehmen. Dann werde vorrangig der Strom aus dem Balkonkraftwerk entnommen und darüber hinaus bei größerem Verbrauch aus dem Netz.
„Voraussetzung für beste Erträge ist eine optimierte Ausrichtung und ein Neigungswinkel von 30 bis 40 Grad“, erläuterte Weymann, während seine Papier-Präsentation dazu bei den Besuchern die Runde machte, „aber auch Ost-West Ausrichtungen und geringere Neigungswinkel sind noch rentabel“.
Auf die Möglichkeit, dass auch Mieter eine solche Anlage anbringen könnten, wurde hingewiesen – die Erlaubnis des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft vorausgesetzt.
Die Gemeinde Brühl fördert aktuell diese Kleinkraftwerke mit 50 Prozent der Anschaffungskosten beziehungsweise maximal 500 Euro – zunächst bis Ende Januar 2024. Etliche allgemeine und spezielle Fragen wurden im Verlauf gestellt und wurden entsprechend beantwortet. Der Abend schloss mit angeregtem Austausch zu den unterschiedlichen Themen. kt/ras