Schwetzinger Zeitung, 17.08.2022 - Von Bettina Hauck
Ferienprojekt - Kinder des Horts an der Jahnschule gehen mit Umweltverein auf Exkursion
Wer braucht einen Schirm, wenn es doch in der Natur so herrlich große Blätter des wilden Rhabarbers gibt? © Ohmer
Brühl. Eine weitere Veranstaltung zur Ferienzeit gestaltete der Umweltverein: einen Ausflug mit den Kindern des Hortes der Jahnschule. Nachhaltigkeit war das Thema der Woche im Hort und da bot sich die kleine Exkursion an. Treffpunkt war die Fischtreppe am Leimbach. Vereinsmitglied Klaus Triebskorn erzählte vom Turbinenhaus, das an dieser Stelle früher durch das Wassergefälle Strom erzeugte, um die alte Mühle in Brühl zu versorgen. Und dass nach dessen Abriss eine Fischtreppe entstand, die durch den wilden Verlauf Sauerstoff in den Bach einträgt, damit die Wasserqualität verbessert und Fischen außerdem die Möglichkeit bietet, in beide Richtungen zu schwimmen.
Weiter ging es zu den ostfriesischen Milchschafen der Familie Fichtner. Bettina Hauck vom Umweltverein berichtete über Leben und Nutzung der Tiere. Beispielsweise wie viel Milch und Wolle ein Schaf pro Jahr abgibt und wie sehr Schafe etwa bei der Dammbewirtschaftung an der Nordsee nutzen.
In den Schwetzinger Wiesen wusste sie einiges über Anbau und Verwendung von Getreide zu berichten – unter anderem dass gut 60 Prozent des Getreides weltweit zu Viehfutter verarbeitet werden und nur ein Fünftel direkt der Ernährung der Menschen dient. Aber auch, welche Mengen an Wasser und Nahrung Rinder benötigen, bis ein Steak auf den Teller kommen könne. 4500 Liter Wasser für ein einziges Steak sind es, zur Herstellung einer einzigen Jeanshose werden sogar 11 000 Liter verbraucht, für eine Tasse Kaffee 140 Liter.
Aber auch an vielen blühenden Feldern, die dem Erhalt der Arten- und Insektenvielfalt dienen, führte der Weg vorbei. Die riesigen Sonnenblumen begeisterten die Kinder besonders, sie konnten die Kerne nach Öffnung der schwarzen Schale essen. Große Blätter vom wilden Rhabarber dienten dem Schutz vor Regentropfen, die für wenige Minuten vom Himmel fielen.
Nun ging es zum Bauernhof in Rohrhof. Familie Kuhn erwartete die Kinder schon und führte sie samt der Betreuerinnen in den Garten, in dem jede Menge verschiedene Obst- und Gemüsesorten wachsen – neben Beeren, Blumen und Kräutern. Ein richtiges kleines Paradies. Besonders toll: Man durfte auch probieren.
Für die Kinder war es ein Erlebnis und viele erlangten neue Erkenntnisse, wie die Pflanzen aussehen, deren Früchte sie sonst nur verpackt aus dem Supermarkt kennen. Sie entdeckten riesige Auberginen, sahen, wie Paprika, Gurken, Bohnen und Melonen aller Art wachsen, und durften eine regelrechte Tomatensammlung erkunden, darunter schwarze Tomaten und die Johannisbeertomate. Eine Kuh mit Kälbchen konnte aus sicherer Entfernung beobachtet werden – und der Misthaufen von nah.
Dann gab es eine tolle Überraschung: Familie Kuhn hatten zwei wunderschöne Platten mit aufgeschnittenem Gartengemüse und verschiedenen Melonen vorbereitet. Zusammen mit den mitgebrachten Vesperpaketen gab es so ein leckeres Mittagessen im Freien.
Als letzte Station des Tages besuchte die Gruppe dann noch das Atelier von Cony Welcker, Steinbildhauermeisterin und Künstlerin, die auf dem Gelände am Rohrhofer Friedhof arbeitet. Sie verwendet oft Gefundenes oder Dinge, die andere als Müll wegwerfen, für ihre bildhauerischen Arbeiten oder arbeitet mit Steinen, die in einem früheren Dasein noch keine Skulptur waren – also sehr nachhaltig. Die Kinder konnten ein riesiges steinernes Krokodil ebenso kennenlernen wie Objekte aus Schwemmholz oder Werke aus den unterschiedlichsten Steinsorten.
Angefüllt mit sehr vielen Eindrücken ging es mit einem Abstecher über einen Spielplatz via Bus wieder zurück in den Hort. Es war ein abwechslungsreicher Tag und bestimmt nicht die letzte Kooperation von Jahnschulhort und Umweltverein.