Bericht an die Schwetzinger Zeitung, 20.07.2022 - von KT
Mitgliederversammlung des Umweltvereins diskutiert über konkret umsetzbare Maßnahmen
Brühl. Ein zusammengefasster Bericht zu den derzeitigen umfangreichen Aktivitäten des Vereins für Umwelt-und Naturschutz Brühl und Rohrhof e.V. stand am Anfang der aktuellen Mitgliederversammlung im Freien hinter dem ev. Gemeindezentrum am Rande des Steffi Graf Parks. Im Detail war geplant, drei Hauptthemen intensiv zu diskutieren, was dann zum Thema Grundstück für den Verein, Schottergärten und Erfassung von möglichen Pflanzorten für Bäume auf Brühler Gemarkung führte.
Kein Grundstück für den Verein
Die Verwirklichung von Streuobstwiesen und Tiny Forest (Miniwald) steht seit Gründung des Vereins ganz oben auf der Prioritätenliste. Ein bereits zugesandter Pachtvertrag für ein gemeindliches Grundstück am Brühler Friedhof wurde vom Bürgermeister nicht unterschrieben. Der nachfolgende Überlassungsvertrag konnte vom Verein nicht mitgetragen werden, da dieser unerfüllbare Auflagen und eine Kündigungsmöglichkeit durch die Gemeinde bei dreimonatiger Kündigungsfrist enthielt. Das konnte den vielen unterstützenden Gruppen, u.a. eine Pflanzaktion mit Schülern der Soli-AG des Hebelgymnasiums mit 15 hochstämmigen Obstbäumen, finanziert von einer Stiftung, nicht zugemutet werden. „Der Eindruck, dass man von Seiten des Bürgermeisters, trotz eines Beschlusses im Gemeinderat, dem Umweltverein kein Grundstück zur Verfügung stellen will, bleibt bestehen“, interpretiert Vorstand Klaus Triebskorn das Vorgehen im Rathaus.
Der Verein ist daher auf der Suche nach einem privaten Grundstück, auf dem der Verein eine entsprechende Anpflanzung vornehmen kann. Evtl. kommt für den Verein auch eine gemeinsame Bewirtschaftung und Erweiterung bereits bestehender Streuobstwiesen in Frage. Dort ist man derzeit in Gesprächen.
Gärten des Grauens sollen endlich weichen
Schottergärten sind immer wieder Thema bei allen Treffen des Vereins. Nachdem die rechtlichen Voraussetzungen für das entsprechende Verbot besteht, geht es nun schon seit Jahren um die Umsetzung. Hier ist Gemeindeverwaltung und Ordnungsamt gefragt, entsprechende Kontrollen und Maßnahmen bei Nichteinhaltung zu generieren – statt regungslos zuzusehen, wie ein Garten nach dem AnderVorgarten in Schwetzingenen in Steinwüsten verwandelt oder Vorgärten für Parkplätze zugepflastert werden.
„Brühl ist Spitzenreiter im Wegfall von Vorgarten“, berichtet Vorstandsmitglied Bettina Hauck, „andere Kommunen im Umkreis sind da schon viel weiter mit Gegenmaßnahmen“. Bei derzeitiger Hitzewelle ist ein Aufheizen der Flächen katastrophal. Im Gegensatz dazu bedeutet eine Bepflanzung weniger Erwärmung, mehr Sauerstoff, mehr Artenvielfalt und die wichtige CO2-Reduzierung. Dazu gehören auch die Gemeindlichen geschotterten Flächen.
Liste mit über 200 Pflanzmöglichkeiten für große Bäume
Nach den Aussagen der Gemeindeverwaltung gibt es im öffentlichen Raum keine Stellen mehr für Bäume in Brühl und Rohrhof. Kann man, so die Vorstände des Vereins unisono, verstehen, wenn Stück für Stück immer mehr Flächen zugepflastert werden. Das wollten aber die Vereinsmitglieder nicht auf sich beruhen lassen und haben über einige Wochen hinweg Pflanzmöglichkeiten für große Bäume auf Brühler Gemarkung gesucht. Diese wurden aufgelistet, mit genauer Lagebeschreibung, Anzahl, Größe der Bäume (1. Oder 2. Ordnung) sowie teilweise konkrete Sortenvorschläge. Weit über 200 Standorte wurden notiert, die Liste wird ständig ergänzt.
Den jetzigen Stand wird der Verein zeitnah der Gemeindeverwaltung weiterleiten und hofft auf positive Reaktion aus dem Rathaus.
Des weiteren sieht der Verein großes Potential für Anpflanzungen von Bäumen auf der Kollerinsel. Damit wäre auch das Projekt der Gemeinde zur Klimapartnerschaft mit Dourtenga - wie ursprünglich vorgesehen - möglich. Das Vorhaben unter der Bezeichnung „Ein Schüler – ein Baum“ wäre hier umsetzbar, da bisher nur 3 Bäume auf Brühler Gemarkung gepflanzt wurden. Dazu hat der Verein zur Machbarkeit das Umweltministerium kontaktiert. Die Idee einer Mischung von Waldstücken mit Grünlandbewirtschaftung, einer sog. „Agroforstwirtschaft“ ist für den Umweltstaatssekretär durchaus denkbar und könnte sogar für die Schwetzinger Wiesen interessant sein. Diese „Agroforstwirtschaft“ gewährleistet nach wissenschaftlichen Untersuchungen eine größere CO2- Senke bei gleichzeitiger Ausweitung der Artenvielfalt.
Die Einbindung der Bürger ist ein weiters Thema des Vereins. „Projektarbeiten mit Kindern und Schülern halten wir für besonders wichtig, denn sie berichten in ihren Familien davon“, ist sich Vorstandsmitglied Astrid Kaberna-Zelt sicher, „der Verein wird daher eine Zusammenarbeit mit Kindergärten, Hort und Schule suchen“.
Zur Möglichkeit, mittels Balkonkraftwerken die Sonne zur Stromerzeugung zu nutzen, plant der Verein einen Informationsabend. Wichtig ist dabei, dass auch Mieter die Möglichkeit haben, hier Ihre Stromrechnung zu reduzieren. Das vertritt der Verein auch in der Brühler Arbeitsgemeinschaft Klimaschutz. Mitglieder des Vereins sind in den Arbeitsgruppen Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit vertreten. kt