Schwetzinger Zeitung, 31.10.2022 - Von Klaus Triebskorn
Verein für Umwelt und Naturschutz - Engagement rund um ein gutes Klima kennt keine Grenzen
Aufzucht von Säulenhainbuchen und Eichen im Hof des Görler-Museums in der Neugasse. ©K.Triebskorn
Brühl. Mit 35 Themen, die der Verein für Umwelt und Naturschutz Brühl derzeit im Fokus hat und über die zu berichten war, kam die Jahreshauptversammlung schnell an das geplante zeitliche Limit. Über die meisten Aktionen des Vereins im vergangenen Vereinsjahr wurde nur kurz berichtet, heißt es in der Pressemitteilung. Über ein gut angenommenes Ferienprogramm für Schüler sowie eine naturfachliche Betreuung für Hortkinder der Jahnschule informierten Vorstandsmitglied Bettina Hauck und Linda Ohmer. Die gut besuchte Filmvorführung „Die Welt sind wir“ mit Melike und Andreas Frickinger wurde hervorgehoben.
Weniger Erfolgreiches hatte Klaus Triebskorn über die Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde (UNB) zu berichten. Hier geht es um Durchführung beziehungsweise Nichteinhaltung von Ausgleichsmaßnahmen, die immer wieder bei der Behörde angesprochen werden, wobei Antworten und Reaktionen oft Monate auf sich warten lassen. Ein Thema dabei sind die Maßnahmen zur Wiederherstellung zwecks Wiederbenutzung des Weges hinter der Fasanerie, der nun schon seit etlichen Jahren gesperrt ist und gerade auch radfahrenden Kindern für den sicheren Schulweg schmerzlich fehlt.
Weiter nach Pflanzplätzen suchen
Auf die Mitteilung, es gäbe auf Brühler Gemarkung keinen Platz mehr für Baumpflanzungen, hatte der Verein prompt reagiert. „Diese Aussage konnte unserer Meinung nach so nicht stehen bleiben. Auf die Wichtigkeit von Erhalt und Neuanpflanzungen von Bäumen haben wir hingewiesen, unter anderem Bäume als CO2- und Temperatursenker, Sauerstoff- und Schattenspender sowie Sicherung der Artenvielfalt“, berichtete Klaus Triebskorn. Die Mitglieder des Vereins wurden folglich seit Mai gebeten, freie Plätze und Gebiete nach entsprechenden Vorgaben in Bezug auf Freiraum, Baumart und Anpassung an die Umgebung mitzuteilen. Diese Plätze wurden jeweils von Vorstandsmitgliedern des Vereins und einem Landschaftsgärtner begutachtet. Eingetragen wurden diese in eine Vorschlagsliste mit genauer Standortbeschreibung, möglicher Stückzahl und Baumart. Die Auflistung enthält lediglich Plätze auf badischer Seite der Gemarkung und bisher 314 mögliche Pflanzstellen. Am 26. September wurde diese Liste Bürgermeister Dr. Ralf Göck übergeben. Als erste Reaktion fand ein Gespräch mit dem Umweltberater Dr. Andreas Askani statt. Jeder der vorgeschlagenen Standorte wurde auf die Besitzverhältnisse geprüft. Ein Großteil der vom Verein vorgeschlagenen Flächen ist nach Dr. Askanis Auskunft nicht im Besitz beziehungsweise im Verantwortungsfeld der Gemeinde – Bereiche direkt am Leimbach und alle Dammstreifen gehören zum Landesbetrieb Gewässer, die an der Kollerstraße zum Land Baden-Württemberg, die entlang der Kreisstraße K4143 neu der Straßenmeisterei Wiesloch, weitere Pflanzortvorschläge lägen zu nah an Ketscher und Schwetzinger Gemarkung. Es wurde mitgeteilt, dass die Gemeinde prinzipiell keine Pflanzungen durchführt, wenn nicht festgelegt ist, wer (außer Brühl) die Betreuung, Verkehrssicherungspflicht und die Bewässerung übernimmt, heißt es in der Mitteilung. Somit blieben am Ende immerhin noch 65 Möglichkeiten für Pflanzungen übrig, die sofort umgesetzt werden können. „Unser Verein wird Kontakt mit den betreffenden Behörden aufnehmen, um die Lücke zu den 314 Bäumen zu schließen“, plant Triebskorn.
Das Thema Bäume führte auch zu Diskussionen über Baumpatenschaften. Hier war die einheitliche Meinung, dass eine Plastikgießkanne als Anerkennung nicht ausreicht, um eine größere Bereitschaft für diese wichtige Pflegemaßnahme durch die Bürger zu erhalten. Eine Förderung, zumindest eine Wasserkostenpauschale, ist hier dringend notwendig.
Schwimmbadwasser nutzen
Schottergärten werden auch im Brühl zum Dauerthema. An positiven Beispielen in umliegenden Gemeinden sieht Bettina Hauck zu diesem Thema Möglichkeiten für den Verein, hier entgegenzuwirken: „Die Beteiligung von Kindern und Schülern kann der Schlüssel zum Erfolg werden, wenn es darum geht, die Umwelt und Natur zu respektieren und entsprechend zu handeln. So haben zum Beispiel Oftersheimer Schulen eine Natur AG etabliert, die unter anderem Blumenwiesen anlegt und Vorgärten auf ihre Artenvielfalt beurteilt. Besitzer von Schottergärten werden entsprechend informiert.“
Ein weiteres Thema: Was geschieht mit dem Schwimmbadwasser nach der Saison? Dieser Frage geht der Verein seit einiger Zeit nach. Dabei orientiert er sich an immer häufiger werdenden Beispielen in anderen Orten. Teilweise werden dort aus Hallenbadwasser Bäume und Pflanzen gegossen oder das Nass wird in Zisternen gespeichert. Auch eine Nutzung als Wärmespeicher ist denkbar. Die Ideen werden bereits in der AG Erneuerbare Energie der AG Klimaschutz, in der auch Mitglieder des Vereins mitarbeiten, diskutiert.
Energiewetteruhr für die Region
Einen weiteren Vorschlag brachte Sabine Triebskorn ein: die Energiewetteruhr. Eine solche, das war einer Fernsehsendung zu entnehmen, gibt es unter anderem in Wuppertal. Täglich wird dort in der Presse dargestellt, um welche Zeit regional mit der größten Sonneneinstrahlung oder mit viel Wind zu rechnen ist, um dann über Photovoltaik- und Windanlagen große Haushaltsverbraucher wie Waschmaschinen, Spülmaschinen, Trockner, Bügeleisen, Kfz-Ladestationen und Wärmepumpen zu betreiben. Die Energiewetteruhr zeigt an, wann in der jeweiligen Region die Stromerzeugung etwa durch die Sonne am größten sein wird. Die Zeitzonen werden dann grün, gelb (= geringere Stromerzeugung) oder rot (wenig oder keine Stromerzeugung) anzeigt. Der Effekt: Bei Nutzung des reichlich vorhandenen regenerativen Stroms im grünen Zeitbereich muss die Erzeugung dieses Stroms nicht wegen Überproduktion abgeschaltet oder verschenkt, sondern kann genutzt werden. Im Gegenzug können Kohlekraftwerke zeitweise abgeschaltet oder heruntergefahren werden. Der Verein ist diesbezüglich mit der regionalen Presse in Kontakt getreten, schreibt er abschließend. kt